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Können Betriebe Gasbacköfen auf andere Energieträger umrüsten?

Es gibt technische Möglichkeiten, Gasbacköfen auf andere Energieträger umzurüsten. Diese sind auch bezahlbar. Wir informieren.

Wie im vorigen Beitrag berichtet, hat das Bundeswirtschaftsministerium am 23. Juni die Alarmstufe im "Notfall-Plan Gas" ausgerufen, die noch keine staatlichen Eingriffe in den Gasmarkt mit sich bringt. Nach der Alarmstufe könnte jedoch in nächster Zeit die sogenannte Notfallstufe folgen, in der es zu staatlichen Gasrationierungen kommt. Auch wenn die allermeisten Handwerksbäckereien einer Stellungnahme der Bundesnetzagentur zufolge auch dann eine Abschaltung ihrer Gaszufuhr nicht befürchten brauchen, ist in nächster Zeit mit weiteren erheblichen Verteuerungen des Gaspreises zu rechnen. Der Zentralverband empfiehlt daher  

  • allen Mitgliedsbetrieben, sich mit dem Thema Energieeffizienz zu befassen und Energie zu sparen. Damit ein russischer Gaslieferstopp im kommenden Winter nicht zu einer Versorgungskrise führt, ist konsequentes Energiesparen jetzt das Gebot der Stunde. Anregungen dazu finden sich in unserem Newsletterbeitrag „Die energieeffiziente Bäckerei“. Eine weitere Anregung: Soweit in letzter Zeit nicht geschehen, sollten beispielsweise Heizungsanlagen gewartet werden. "Es macht Sinn, die Heizung vernünftig einzustellen", so Bundeswirtschaftsminister Habeck. Dadurch seien Einsparungen von 15 Prozent möglich.  

  • unseren Mitgliedsbetrieben, die mit Gasbacköfen backen, sich mit den Möglichkeiten einer Umrüstung auf alternative Energieträger zu befassen. Hierzu gibt es technische Möglichkeiten, über die wir Sie informieren möchten:  

Wir haben Ofenbauer und Lieferanten von Handwerksbäckereien angeschrieben und sich erkundigt, ob sie Techniken oder Gerätschaften anbieten, mit denen Gasbacköfen auf andere Energiequellen umgestellt werden können. Nachfolgend stellen wir die Rückmeldungen der Unternehmen dar, die uns bisher erreicht haben. Wir werden etwaige weitere Rückmeldungen natürlich umgehend an Sie weiterleiten...

  1. Die DEBAG Deutsche Backofenbau GmbH hält Angebote zur Umrüstung von Gasbacköfen in ihrem Angebotsportfolio. Nach Unternehmensangaben sind Öl und Elektro realistische Alternativen zum Gas. Gasbacköfen können durch Einsatz eines Ölbrenners auf Öl oder durch Einbau eines Elektroheizregisters auf Elektro umgestellt werden. Zukünftig könnte auch eine Umrüstung auf Wasserstoff bzw. Wasserstoffbrenner sinnvoll sein – sie ist bisher allerdings kaum praktisch zum Einsatz gekommen. Die Dauer einer Umrüstung ist abhängig vom Ofentyp. Was eine Umrüstung kostet und ob und ab wann sie sich für den Betrieb rechnet, ist abhängig von der Situation des Betriebes, den Anschlussmöglichkeiten und der Betriebsgröße. Interessierte Betriebe können sich an den Kundendienst der DEBAG unter Tel. 03591 – 3600, E-Mail: info@debag.com, Internet: www.debag.com, wenden, um weitere Informationen einzuholen. 

  2. Auch die WACHTEL GmbH hält Angebote zur Umrüstung bereit. Sie bietet gemäß ihrer Rückmeldung folgende Möglichkeiten an: (1) Der Gasbrenner eines Backofens wird gegen einen Ölbrenner ausgetauscht. Voraussetzung hierfür ist, dass ein Öltank vorhanden ist oder eingebaut wird, über den dieser mit Öl versorgt werden kann. Zu bedenken ist hierbei unter anderem, dass Öl ein fossiler Brennstoff und keine erneuerbare Energie ist und sich künftig auch die Ölpreise verteuern könnten. (2) Ein Gasbackofen wird zu einem Stromofen umgebaut. Nach Angabe der Wachtel GmbH ist letzteres im Allgemeinen die effizienteste und schnellste Lösung. Die Kosten einer solchen Umrüstung halten sich finanziell in einem noch vertretbaren Rahmen – sie liegen zum Beispiel bei einem Gasofen, der in der Neuanschaffung 35.000 Euro gekostet hat, zwischen 6.000 und 7.000 Euro. Bei Öfen, die mit Strom betrieben werden, ist das „direkte Backen“ möglich, es entfallen lange Aufheizzeiten. Ein weiterer Vorteil: Strom speist sich aktuell bereits und zunehmend auch aus erneuerbaren Energien, die in Deutschland gewonnen werden. Beim COLUMBUS Etagen/Brotofen geht der Umbau nur zwischen Gas und Öl (in beide Richtungen). Bei dem ATLAS Stikkenofen dagegen geht der Umbau in alle 3 Richtungen - also nicht nur zwischen Gas und Öl, sondern auch hin zu Elektro. Interessierte Betriebe können sich an den Kundendienst unter Tel.: 02103 – 49040, E-Mail: info@wachtel.de, Internet: www.wachtel.de, wenden, um weitere Informationen einzuholen. 

  3. Die Max Weishaupt GmbH sieht ebenfalls Möglichkeiten zur Umrüstung. Laut eigener Rückmeldung unterscheidet das Unternehmen zwischen zwei Größenklassen:  

    a) Für kleine und mittlere Bäckereien bzw. Backanlagen kommen nachfolgende Ansätze in Frage:  

    Ölanwendungen: 
    Bei Backöfen kleinerer und mittlerer Leistung werden derzeit überwiegend Weishaupt-Gas-Gebläsebrenner eingesetzt. In diesem Leistungsbereich (bis ca. 250 kW Brennerleistung) sind keine Zweistoff-Gebläsebrenner verfügbar. Deshalb könnte hier der Ansatz „Komplettwechsel des Brenners“ hilfreich und zielführend sein. Das bedeutet, dass an der Back-Anlage ein Gas- und ein Ölbrenner vorhanden sein muss. Die Brenner können dann bei Bedarf bzw. je nach Verfügbarkeit des Brennstoffes gewechselt werden. Dies wird auch bereits vereinzelt praktiziert.  
    Dieses Vorgehen benötigt allerdings eine gewisse Zeit sowie Kenntnis in der Montage bzw. Inbetriebsetzung der Brenner. Im Einzelfall bzw. herstellerabhängig muss geprüft werden, ob bezüglich Steuerung und mechanischer Anbindung Anpassungen notwendig werden. Oftmals sind die Einbauverhältnisse an Backanlagen sehr beengt, so dass mehrere Brenner mit der dazu notwendigen Peripherie nur bedingt verbaut werden können.  
    Bei Ölbetrieb besteht eine zusätzliche Chance: Wenn man als Brennstoff eines der neuen veresterten oder paraffinischen Heizöle auf Basis CO2-neutraler Rohstoffe verwendet, kann die Bäckerei auf sehr einfache Weise CO2-neutral (was die Ofen- bzw. Brennertechnik betrifft) produzieren. Weishaupt-Brenner sind in diesem Segment mittlerweile alle „Green Fuels Ready“.  

    Eine Alternative zu Erdgas H ist Flüssiggas (LPG).  
    Aufgrund der geringen Brennerleistungen sind kleine und mittlere Bäckereien hinsichtlich der Emissionen nicht an die 44. BImSchV, sondern an die 1. BImSchV gebunden. Allerdings muss -ähnlich wie beim Öl-Shift- teilweise auch Hardware umgebaut werden. 

    b) Für Großbäckereien gilt: 

    Größere Anlagen (Leistungsbereich bis ca. 1.000 kW und größer) werden oft als „Backstraßen“ betrieben, die entweder direkt oder indirekt mittels Thermoöl-Kesselsystemen beheizt werden. Dort macht die Umstellung auf Zweistofftechnologie (Gas/Öl bzw. Gas/Flüssiggas) durchaus Sinn. Weishaupt Brennertechnik ist dafür durchgängig vorhanden. Der Einsatz von O2-geregelten bzw. drehzahlgeregelten Weishaupt-Brennern an solchen Anlagen ist -energetisch betrachtet- zielführend sinnvoll und wurde des Öfteren schon so realisiert.   

    Alternative zu Erdgas H ist auch hierbei: Flüssiggas (LPG). Hier muss teilweise Hardware umgebaut werden.

    Interessierte Betriebe können sich an den Kundendienst der Max Weishaupt GmbH unter Tel.: 07353 83-0, E-Mail: info@weishaupt.de Internet: www.weishaupt.de, wenden.

  4. Die WIESHEU GmbH bietet keine Umrüstung von Gasbacköfen an. Betriebe, die sich vollständig vom Gas lösen und ihre Gasbacköfen durch einen oder mehrere neue Öfen mit anderer Energiezufuhr ersetzen wollen, können aber bei der WIESHEU GmbH fündig werden: Die WIESHEU GmbH setzt seit Ihrer Gründung ausschließlich auf Öfen mit Elektroanschluss. Die WIESHEU GmbH hat sich auf das Backen im Laden, am Point of Sale, fokussiert. Nach ihren Angaben ist Strom die beste Energiequelle, um eine schnelle und einfache Verfügbarkeit, sichere Anwendung und Installation der Backstationen im Verkaufsraum sicherzustellen – und auch die zukunftssicherste Energiequelle, da Strom durch erneuerbare Ressourcen wie Wind oder Sonnenstrahlen produzierbar und nicht ausschließlich von (größtenteils ausländischen) fossilen Ressourcen abhängig ist. Die einzelnen Öfen und / oder Gärschränke, die modular zu einer WIESHEU Backstation zusammengestellt werden können, verfügen jeweils über einen eigenen Stromanschluss, was dem Betreiber eine hohe Flexibilität in der täglichen Anwendung wie auch im Servicefall zusichert. Backstationen der Wiesheu GmbH zeichnen sich lt. Unternehmensangaben durch Energiespartools aus, die individuell an den Backprozess der Anwender:innen angepasst werden können.

    Interessierte Betriebe können sich an den Kundendienst der WIESHEU GmbH unter Tel.: 7148 1629-0, E-Mail: info@wiesheu.de, Internet: www.wiesheu.de, wenden.

  • Disclaimer: Die vorstehende Aufzählung von Anbietern und Umrüstungsmöglichkeiten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Betriebe müssen am Ende Kosten, Nutzen und Risiken einer Umrüstung für ihren Betrieb selbst bewerten und eine eigene kaufmännische Entscheidung treffen, ob sie ein Umrüstungsangebot eines Anbieters annehmen. Seitens des Zentralverbandes wird weder hierfür noch für die Richtigkeit der o.g. Angaben eine Haftung übernommen.

  • Die Betriebe sollten dabei auch folgendes bedenken:

    Die Umstellung der Gasöfen auf andere Energieträger ist in der Praxis teilweise nur begrenzt, teilweise gar nicht möglich:

    Gasöfen können wie ausgeführt zum Beispiel auf Strom oder Erdöl umgerüstet werden. Dies ist allerdings je nach Ofen und Größe des Betriebes nicht immer technisch möglich. Zudem kostet ein Umstellung auf andere Energieträger in jedem Fall viel Geld - sie verursacht im Einzelfall höhere Kosten als die Neuanschaffung eines Ofens. Bei der Umstellung auf Öl wird mehr Platz für die Öltanks benötigt, der gerade bei kleineren Bäckereien nicht vorhanden ist. Ferner braucht es technische Anlagen, Handwerker und entsprechende Dienstleister für eine Umrüstung, die in der aktuellen Situation schwer verfügbar sind. Das notwendige Kapital zum Investieren haben nicht alle Betriebe, da sie aufgrund der Corona Pandemie und monatelang geschlossener Cafés Umsatzverluste hatten und Eigenkapital aufgebraucht haben.  Hinzukommt, dass auch die Preise für Öl und Strom gestiegen sind, möglicherweise noch einige Zeit weiter steigen und das Stromnetz in einigen Regionen faktisch nicht in der Lage ist, die dann anfallenden Strommengen und -lasten zu bewältigen. Und: DIe Betriebe können die dramatisch steigenden Kosten auch nur begrenzt an die Kunden weitergeben. Erhöhung des Preises heißt möglicherweise Wegfall von Kunden. Die Betriebe müssen am Ende Kosten, Nutzen und Risiken einer Umrüstung für ihren Betrieb selbst bewerten und eine eigene kaufmännische Entscheidung treffen, ob sie ein Umrüstungsangebot eines Anbieters annehmen."